Auswärtsfahrt der Ersten lohnt sich erneut

Br. Rangnr. SV Kamen 2 DWZ Rangnr. SC Gerthe – Werne 1 DWZ 3:5
1 10 Traunecker, Thomas 1888 1 Quast, Marcel 2259 0:1
2 11 Georg, Felix 1962 2 Brüggestraß, Volker 1997 ½:½
3 12 Bals, Jochen 1917 3 Gottmann, Bernd 1965 ½:½
4 13 Koch, Marcel 1893 5 Löffelbein, Klaus 1796 0:1
5 14 Späh, Jan Lukas 1822 6 Boost, Jürgen 1805 ½:½
6 15 Riemer, Dominik 1774 7 Meise, Ulrich 1771 ½:½
7 16 Rotter, Chris 1742 8 Al Zoubi, Ahmad 1713 0:1
8 22 Finke, Wolfgang 1569 13 Wüllner, Robin 1532 1:0

Bericht von Marcel Quast

Nachdem wir in der ersten Runde unsere Reise nach Bönen mit einem 5:3-Auswärtssieg belohnten, taten wir gestern selbiges mit unserer Fahrt ins nur um Bruchstücke weniger entfernte Kamen. Anfangs sah es allerdings nicht ganz so gut aus für uns, denn ich hatte den Eindruck, als stünden Volker, Uli, Ahmad und Robin leicht bis stark unter Druck. Uli brachte den ersten halben Punkt auf die Anzeigetafel. Zwar wurden bei seiner Partie viele Figuren getauscht und ungleichfarbige Läufer blieben übrig, aber da beide Seiten auch noch einen Turm ihr Eigen nennen durften, war die Stellung alles andere als ein remislichen Endspiel. Sofern zu den ungleichfarbigen Läufern noch weitere Figuren auf dem Brett sind, ist häufig die Seite im Vorteil, welche die Initiative besitzt. Durch einen Bauenvorstoß öffnete Uli die Stellung und verlieh seinem Läufer zu mehr Kraft auf der langen Diagonalen, was mit einem Turm auf der zweiten Reihe stark aussah. In der Folge konnte sein Gegner aber alle Probleme umschiffen und besaß einen sehr gefährlichen Freibauern auf der a-Linie plus Königsangriff, sodass Uli die Partie meiner Einschätzung nach eigentlich verlieren musste. Dann stellte der Kamener aber diesen Freibauern ein und Uli war am Drücker. Seinen Mehrbauern konnte er aber auch nicht halten und so einigten sich beide Kontrahenten auf eine Punkteteilung. Es war generell ein spannender Kampf, so ist es nicht verwunderlich, dass die nächste Partie erst kurz vor 18 Uhr entschieden wurde. Von Klaus' Partie habe ich leider außer des Ergebnisses nichts mitbekommen, doch glücklicherweise teilte Klaus mir seine Eindrücke per Mail mit, die ich nun zusammenfassen werde. Sein Gegner verbrauchte viel Zeit und lebte am Ende nur noch vom Inkrement. Für eine offene Turmlinie und das Eindringen auf die zweite Reihe gab Klaus einen Bauern. Dabei schwebte das Opfer mehrere Züge lang über der Partie und musste nach jedem Zug neu bewertet werden, was auch für die Engine nicht leicht war. Durch das folgende passive Spiel des Kameners konnte Klaus zunächst den Bauern zurückgewinnen und durch ein Springeropfer, welches sein Gegner ablehnte, zwei Bauern und danach durch ein weiteres gar die Dame gewinnen. Dies war übrigens für Klaus der dritte Sieg im dritten Spiel, womit er weiterhin die Topscorerliste unserer Gruppe anführt! Jürgen musste sich des Läuferpaars seines Gegenübers erwehren, der eine Qualität für Angriff opferte. An einer Stelle konnte Jürgen seine Dame für Läufer und Turm geben, wonach jeglicher Angriff erst einmal zunichte gemacht worden wäre. Ob er dies spielte, weiß ich leider nicht, allerdings stand bei meinem nächsten Blick auf seine Partie ein Bauernendspiel auf dem Brett, das am Ende mit König plus Bauer gegen König nicht zu gewinnen war, da sein Gegner seinen König vor den Bauern bringen konnte und die Remisverteidigung beherrschte (Rückzug immer auf der Linie des Bauern! Das ist zwar nur am Ende beim Rückzug auf die eigene erste Reihe entscheidend, aber so kann man es sich am einfachsten merken). Robin stand früh stark unter Druck. Sein Gegner spielte mit Läuferpaar, einer schielte nach h7, der andere nach g7, Turm und Dame voll auf Königsangriff. Um Drohungen abzuwehren, musste Robin schon seinen f-Bauern nach f5 ziehen, was zwar zunächst die Diagonale des weißfeldrigen Läufers verstopfte, aber weitere Schwächen auf der Diagonale des schwarzfeldrigen Pendant schaffte. Zwar habe ich nicht gesehen wie es schlussendlich dazu kam, jedoch besaß Robin bei meinem nächsten Blick aufs Brett in einem Turmendspiel eine Minusfigur und gab dementsprechend kurze Zeit später die Partie auf. Ahmad gewann seine erste Partie in der ersten Mannschaft. Nachdem in einem materiell gleichen Mittel- bzw. Endspiel mit Dame, Turm, Springer und symmetrischen a- bis d-Bauern plus jeweils einem h-Bauern auf beiden Seiten der Kamener leicht die Initiative besaß, konnte Ahmad erst seine Königssicherheit verstärken und seinen h-Bauern gegen Verlust bewahren, danach sogar selbst einen Angriff gegen den aufgrund einer Mattdrohung gefesselten Springer starten, der eine sehr kreative Verteidigung seinen Gegners notig machte. Er opferte nämlich seine Dame, um anschließend mit Abzugsschach Ahmads Dame zurückzuerobern. Dies hatte jedoch seinen Preis, und zwar den h-Bauern, sodass Ahmad ein besseres Turm-und-Springer-Endspiel mit Mehrfreibauer besaß. Als er die siebte Reihe mit seinem Turm besetzte und den Freibauern bis nach h7 vorzog, war die Partie praktisch entschieden. Statt mit einem Turmschach und anschließender Umwandlung, oder auch mit vertauschter Zugreihenfolge, die Qualität zu gewinnen (sein Springer wäre nach Turmgewinn vom König geschlagen worden), wollte Ahmad den direkten Sieg und nach einigem Manövrieren und Qualitätsopfer plus Blockierung der h-Linie, wonach die Bauernumwandlung zur Dame nicht mehr aufgehalten werden konnte, war es für den Kamener Zeit, die Waffen zu strecken.

Zu diesem Zeitpunkt stand es also 3:2 für uns und die drei Spitzenbretter waren noch nicht entschieden. Allerdings standen wir in allen Partien nicht schlechter, sodass der Sieg eigentlich klar war, sofern kein grober Schnitzer mehr passieren würde. Die nächsten beiden Entscheidungen ließen auch nicht mehr sonderlich lange auf sich warten. Sowohl Volker als auch Bernd hatten ein Remisangebot ihres Gegners. Volker erlaubte seinem Gegner in der Eröffnung ein Läuferopfer für zwei Bauern mit Königsangriff und womöglich Gewinn eines dritten Bauerns. Sein Gegner dachte sehr lange nach, entschied sich aber gegen diese Variante und opferte "nur" einen Bauern für schnelle Entwicklung und weiterhin Druck auf Volkers Königsstellung. Für mich sah es so aus, als würde der Kamener den Bauern irgendwann zwangsläufig zurückgewinnen, doch Volker verteidigte sich umsichtig und aufgrund eines Gegenangriffs sah sich sein Gegner dazu gezwungen viele Figuren abzutauschen. Es entstand ein Doppelturmendspiel mit zwei Mehrbauern für Volker, in dem sein Gegner die letzte Chance in einer Verdoppelung auf der siebten Reihe suchte. Diese mitsamt einer Mattdrohung nötigte Volker zu Kompromissen und schließlich zum Akzeptieren des Remisangebots. Auch Bernd nahm kurz darauf in einem völlig ausgeglichenen Turmendspiel mit drei Bauern auf jeder Seite die Offerte zur Punkteteilung an, da weitere Bauerntäusche nicht zu verhindern waren und die Stellung keine Gründe zum Weiterspielen mehr lieferte. Zum Verlauf der Partie kann ich leider nicht mehr Infos geben, da ich hiervon nicht viel mitbekommen habe. Wir führten also nun mit 4:3 und nur meine Partie war noch am Laufen. Ich entschied mich in der Eröffnung zu einer geschlossenen Variante und öffnete erst später die Stellung. In der Folge setzte ich aufs Vorpreschen mit dem h-Bauern und Tausch seines besseren Läufers. Da mein Gegner Möglichkeiten zum Gegenspiel verstreichen ließ, konnte ich meinen Plan umsetzen und in ein bequemes Endspiel abwickeln. Dieses spielte der Kamener nicht so gut und schaffte sich Schwächen, die ich direkt bespielen konnte. Durch ein Bauernopfer schaffte ich weitere Angriffsziele, spielte aber in der Folge ungenau, wodurch ich meinen Vorteil einbüßte. Zwar konnte ich den Bauern zurückgewinnen, besaß die bessere Bauernstruktur und die aktiveren Figuren, doch konnte ich seine Schwächen nicht mehr so wirklich belagern. Nach zwei Bauerntäuschen und einigem Manövrieren konnte ich wieder ein paar Drohungen aufstellen. Nachdem mein Gegner erst sein Glück im Gegenspiel suchte, spielte er danach falsch weiter und versuchte sich passiv zu verteidigen, wodurch ich erst einen Bauern und später einen zweiten gewann. Dadurch kippte die Partie vollends zu meinen Gunsten und mit seinen passiven Figuren und seinem abgesperrten König war mein e-Freibauer am Ende zu mächtig. Mit diesem Sieg konnte ich zudem wieder in der Topscorerliste zu Klaus aufschließen.

Wir haben somit unseren zweiten Sieg in dieser Saison eingefahren und liegen mit 4:2 Punkten im oberen Bereich der Tabelle, wobei diese nicht ganz so aussagekräftig ist, da drei der fünf Begegnungen ins nächste Jahr verschoben worden sind. Planmäßig spielen wir am 16. Januar zu Hause gegen die SU Annen, die bislang einen Mannschaftskampf gewann und einen verlor.