Von Spatzen und Tauben

SV Wattenscheid VI vs. SC Gerthe-Werne IV 3:3

Bericht von Michael Kalle:

Mit dem lieben Federvieh verhält es sich meist so: Hat man keines, ist der Spatz eine gute Wahl und ein erstrebenswertes Ziel, vor allem dann, wenn man wenig Aussicht hat, einen zu bekommen. Hat man ihn dann doch, stellt man zuweilen fest, dass einem wohl auch die Taube zugesagt hätte.

Aber der Reihe nach:
Heute ging es gegen den ungeschlagenen Tabellenführer der Kreisliga, gegen die 6. des SV Wattenscheid 1930. 12:0 Punkte aus 6 Runden ist eine klare Ansage, da kann man als Viertplatzierter mit 8 Punkten lediglich davon träumen, vielleicht ein Pünktchen mit nach Hause zu nehmen. Da war es ein guter Anfang, dass Klaus – obwohl gesundheitlich angeschlagen – sich mit seinem Gegner schnell auf ein Remis einigen konnte. Die Fortsetzung dazu war dann nicht so gut, da ich meinen Punkt abgeben musste: Der Bauer, den mir mein Gegner angeboten hatte und den ich in zu großer Sorglosigkeit verspeiste, verursachte arge positionelle Verdauungsstörungen, in deren Folge mein Gegner Angriff bekam, dem ich nichts entgegen zu setzen hatte.  Lukas hatte zwar anfangs das bessere Spiel, sah sich dann aber gegen Ende mit einem gedeckten Freibauern konfrontiert. Dennoch bot sein Gegner Remis an, das Lukas dankend annahm. Ab diesem Zeitpunkt aber nahm der ganze Kampf Fahrt auf, und die Dinge entwickelten sich so, wie man es nicht hätte voraussehen können.

Yannis war gut aus der Eröffnung gekommen und hatte die bessere Stellung, und hatte sich überlegt, dass so ein Königsangriff doch eine feine Sache sei. Allerdings fand sein Gegner die passenden Antworten und konnte das Blatt wenden, aber das reichte nicht. In einer wohl recht verworrenen Stellung übersah er die Möglichkeit, durch ein zweizügiges Matt zu gewinnen. Yannis wiederum konnte dann aber seine Mattchance nutzen, als sich diese nur wenige Züge später bot. Scharte also ausgewetzt, es stand wieder gleich. Die Partien von Reinhard und Robin hatten sich zwischenzeitlich ebenfalls prächtig entwickelt. Reinhard hatte am Ende eine Figur mehr und Robin immerhin die "Qualle" (Turm gegen Springer). Klar, dass die Gegner Remis angeboten haben, das natürlich ebenso klar abgelehnt wurde. Reinhard hatte kurze Zeit darauf auch seine Partie gewonnen und uns damit in Führung gebracht. Und damit war uns ein Mannschaftspunkt schon sicher und der zweite in greifbarer Nähe. Aber wieder nahm der Kampf eine unvorhergesehene Wendung. Im selben Maße, wie Yannis und Lukas glücklich punkten konnten, musste Robin seinen Punkt unglücklich an den Gegner geben und so blieb es dann insgesamt bei einer Punkteteilung.

Haben wir jetzt also einen Spatz in der Hand erbeutet oder mussten wir die Taube aufs Dach ziehen lassen? Ehrlich gesagt kann ich diese Frage nicht beantworten. Und ein bisschen frage ich mich auch, warum man überhaupt diese Frage stellen sollte. Wir haben einen fetten Punkt gegen den immer noch ungeschlagenen Tabellenführer ergattert. Vor uns hat das in dieser Saison noch keiner geschafft. Allein das ist eine Leistung. Wir haben damit aber auch rein rechnerisch den Klassenerhalt geschafft, sind also mit anderen Worten in dieser Saison /unabsteigbar/. Wir sind nur drei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz und sind damit noch aufsteigbar. Und: wir haben 7 Runden gebraucht, um uns das zu erarbeiten. Kurz und knapp: Die 4. ist ein wirklich starkes Team. Durch die gesamte Saison. Wen kümmern da eigentlich noch diese komischen Spatzen und Tauben?