Vor zwei Wochen habe ich das Finale der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) in Leipzig gespielt, für das ich mich Mitte Februar in Brühl qualifizieren konnte. Nun folgt ein kleiner Bericht – besser spät, als nie. Als Nummer zehn gesetzt ging es in die erste Runde. Ich spielte mit Weiß gegen Christian Schatz (DWZ 2107 / ELO 2156) vom SC Würzburg. Mein Gegner spielte die Eröffnung nicht akkurat und so konnte ich ihm einen Isolani verpassen. In der Folge gewann ich diesen und erreichte ein wohl gewonnenes Turmendspiel. Nachdem ich bewusst eine Abwicklung in ein Damenendspiel mit zwei verbundenen Mehrbauern – wir hätten beide einen Bauern durchgebracht – ausließ, erkannte ich zu spät eine Gegenspielmöglichkeit meines Gegners, sodass ich zurückrudern und meinen Turm passiv stellen musste. Zwar konnte ich nach einem Bauerntausch einen Mehrbauern behalten, doch wie Volker uns erst kürzlich in seinem Endspieltraining zeigte, ist das Turmendspiel remis, wenn die verteidigende Seite die Philidor-Stellung einnehmen kann. So habe ich wohl einen halben Punkt verschenkt. Die ersten beiden Runden wurden an einem Tag gespielt, so konnte ich am Nachmittag wieder angreifen. Gegen Albrecht Weidel (2102 / 2126) von den SF Ravensburg konnte ich war früh die Partie ausgleichen, aber keinen Vorteil erzielen. Nachdem meine beste Figur abgetauscht wurde und meine Angriffsversuche im Nichts endeten, nahm ich das Remisangebot meines Gegners an.
Die nächsten beiden Runden am Folgetag sollten mir den Weg nach oben ebnen. Zunächst spielte ich wieder mit Weiß gegen Bernd Wronn (2090 / 2151) vom FC ST.Pauli. Nachdem mein Gegner im Mittelspiel fehlgriff, gewann ich meinen Gambitbauern zurück und einen zweiten gleich dazu. In der Folge gab der Hamburger seinen Damenflügel zu leichtfertig in der Hoffnung auf, meinen König zu attackieren. Den Angriff konnte ich jedoch leicht abwehren und selbst zurückschlagen. Am Ende gewann ích die Partie und mein Gegner gönnte mir sogar das Matt. In der zweiten Partie des Tages konnte ich meinen zweiten Sieg erzielen. Mit Schwarz gegen den aus dem Verband bekannten Volker Gassmann (2152 / 2220) von den SF Essen-Katernberg spielend, entwickelte sich genau die gleiche, selten auf dem Brett zu sehende, Eröffnungsvariante wie schon in der zweiten Partie. Mein Gegner wich dann allerdings ab und konnte im Laufe der Partie eine gute Stellung erreichen, indem er im richtigen Moment Leichtfiguren tauschte und die Stellung schloss. In der Folge verpasste er jedoch ein paar Mal eine gute Fortsetzung und plötzlich konnte ich Gegenspiel entwickeln. Nach dem Tausch der letzten Leichtfiguren entstand ein gewonnenes Turmendspiel, das ich im Gegensatz zur ersten Partie dann auch verwerten konnte. Während dieser Partie wurde ich von Matthias Gawlick überrascht, von dem ich zwar wusste, dass er in der Nähe war, ich aber trotzdem nicht damit gerechnet hatte, dass er vorbeischauen würde. Vielen Dank für deinen Besuch!
Nach meinem erfolgreichen Vortag wurde ich mit dem ersten Brett und einer Live-Übertragung ins Internet belohnt. Ich hatte die Ehre, gegen den bis dato verlustpunktfreien 14-jährigen Frederik Svane (2187 / 2198) vom Lübecker SV antreten zu dürfen, der bereits vor der Schlussrunde mit einem ganzen Punkt Vorsprung führte. Die ganze Partie bewegte sich wohl im ausgeglichenen Bereich und als wir beide kaum noch Zeit hatten, bot ich meinem Gegner remis an, was er dann auch annahm. So war er sicher Erster und ich hatte auch noch Chancen auf einen Preis. Schließlich erspielten sich sieben Spieler 3,5 Punkte oder mehr und ich landete mit der schlechtesten Feinwertung auf dem letzten Platz, der bei der Abschlussgala auf die Bühne geholt wurde. Mir wurde neben einer Urkunde ein Gutschein über 44€ für einen Schachhändler überreicht.
Insgesamt war es wieder, genau wie die Vorrunde und die Finals der DPEM in den Vorjahren, ein schönes Turnier. Mit dabei waren übrigens auch Detlev Wolter vom Bochumer SV in meiner Gruppe A und Michael Drzasga von der SG Höntrop in der Gruppe B, die einen oberen bzw. unteren Mittelfeldplatz belegten. Nachdem ich mir während des Turniers schon einmal die wunderschöne Stadt Leipzig bei Abenddämmerung bzw. Nacht ansehen konnte, folgten am Sonntag noch der Leipziger Zoo und das Völkerschlachtdenkmal, sodass es auch abseits des Brettes recht interessant war.