Von Freitag bis heute habe ich in Brühl, in unmittelbarer Nähe zu Köln, eine der sieben Vorrunden der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft, kurz DSAM, gespielt. Das Turnier ist so aufgebaut, dass sich in sieben TWZ-Gruppen an sieben Vorrundenorten sieben Spieler für das Finale qualifizieren, deshalb der Slogan 73. Dies ist in diesem Jahr neu, denn zuvor war es noch 63 und zu Beginn gar 53. In meiner Gruppe A (TWZ 2101 – 2300) nahmen insgesamt 21 Spieler teil, von denen bereits drei für das Finale in Leipzig qualifiziert waren. Mit der Startnummer sechs schien ich gute Chancen auf einen der begehrten Plätze zu haben, doch erstens wurden die ELO-Zahlen zur Reihenfolge herangezogen, zweitens zählten die Zahlen des Anmeldedatums und drittens ist ja das Spannende an der DSAM, dass in jeder Gruppe jeder jeden schlagen kann, weil die Spielstärkeunterschiede nicht allzu groß sind. Somit stellt dieses Turnier eine sehr gute Bühne für Leute dar, die einmal nur gegen gleichstarke Gegnerschaften antreten wollen.
In der ersten Runde spielte ich mit Schwarz gegen Frank Hoffmeister von der SVG Eppstein (DWZ 2138 / ELO 2167). Gegen meinen scharfe Eröffnung wählte er einen soliden Aufbau, sodass ich früh Ausgleich hatte. Ich versuchte auf Gewinn zu spielen, lehnte ein Remisangebot ab, aber am Ende konnte ich keinen Fortschritt machen und bot selbst die Punkteteilung an. Die zweite Runde war die schicksalhafteste Partie im Turnier. Ich dachte gegen Taylan Gülsen (2182 / 2186) von der SG Niederkassel gut aus der Eröffnung gekommen zu sein. Für einen Bauern hatte ich jedoch etwas Probleme, meinen König in Sicherheit zu bringen. Ich musste meinen Mehrbauern zurückgeben und geriet zudem ins Hintertreffen. In der Folge überspielte mich mein Gegner und hätte die Partie vermutlich gewonnen, wenn er nicht seinen Turm auf ein angegriffenes Feld gestellt hätte. In dieser Saison ist es schon das zweite Mal, dass einer meiner Gegner in besserer Stellung einzügig einen Turm einstellte. Hätte ich die Partie in Runde zwei verloren, wäre es sehr schwierig gewesen, mich zu qualifizieren.
In Runde drei spielte ich mit Schwarz gegen den Setzlistenersten Max Arnold (2246 / 2266) vom SK Ettlingen und konnte in einer recht soliden und ereignisarmen Partie remisieren. Es folgte eine brisantere Partie gegen den FM Thorsten Cmiel (2093 / 2127) vom Kölner SC Dr. Lasker, in der ich zwei Bauern für Entwicklungvorsprung gab. Dies tat ich aber schlichtweg aus dem Grund, da mir nichts Besseres einfiel und ich die Theorie nicht mehr parat hatte. Die Partie endete jedoch früh mit einer Schaukel, da ich seine Dame immerzu angriff, weil sie mir entweder Schach bot oder meine Rochade verhinderte. Meinem Gegner, der vor Kurzem erst aus einer knapp zehnjährigen Pause zurückkehrte, gefiel die Stellung auch nicht so recht, sodass er der Schaukel nicht auswich, obwohl die Engine seine Stellung mit leichtem Vorteil bewertet.
In Runde fünf wurden schnell viele Remis vereinbart, da so die Qualifikationsplätze gesichert wurden. Mein Gegner Martin Molinaroli (2182 / 2228) vom SK Münster und ich brauchten jedoch etwas länger und kamen erst im Schwerfigurenendspiel zur Punkteteilung. Um nicht früh viele Figuren zu tauschen, wählte er einen Springerrückzug, der mir durch aktives Bauernspiel Ausgleich bescherte. In der Folge kam ich vom rechten Weg ab und stand schon recht kritisch, obwohl es mir während der Partie noch nicht ganz so klar war. Glücklicherweise verpasste mein Gegner die Möglichkeit und spätestens nachdem er mein Remisangebot durch einen schnellen Schlagzug ablehnte, war ich wieder im Spiel. Die zweite Schlagmöglichkeit war die bessere und bot mehr Chancen für ihn auf Sieg zu spielen. Wir hatten beide vorgerückte Bauern, wobei seine durchaus gefährlicher waren, doch nach besagter Ungenauigkeit konnte ich eine nicht zu überwindende Blockade aufbauen. Nach dem Tausch beider Springerpaare hielt ich die Blockade im Schwerfigurenendspiel weiter aufrecht und auch sein letzter Versuch mit einem Bauernvorstoß die Stellung zu öffnen und auf meinen rückständigen Bauern zu spielen, blieb erfolglos, da ich immer genügend Gegenspiel auf den seinigen besaß.
Ich musste noch bis zur Siegerehrung warten, konnte mich dann aber aufgrund der Buchholzwertung über den siebten Platz und damit über die Qualifikation für das Finale in Leipzig am Fronleichnamswochenende freuen. Damit bin ich nun zum dritten Mal bei diesem Event dabei, zuvor zweimal als Teilnehmer der parallel stattfindenden Deutschen Pokal-Einzelmeisterschaft, doch da bin ich im letzten Jahr auf SVR-Ebene gescheitert.
Alles in allem waren es ein paar schöne Tage zur Karnevalszeit in Köln-Brühl – viele Schachfreunde waren entsprechend verkleidet! – und mit Detlev Wolter von Bochum 02 und Michael Drzasga von der SG Höntrop waren auch zwei alte Bekannte mit dabei. Ersterer konnte in meiner Gruppe einen super dritten Platz erreichen, während Michael in Gruppe B die Qualifikation leider nicht schaffte. Allerdings wurde er in einem anderen Vorrundenturnier Achter, sodass man sich in Leipzig als Nachrücker vielleicht doch noch wiedersehen könnte. Dies wäre auf jeden Fall eine super Sache.
Nun kann ich nur noch jedem empfehlen, auch mal selbst an der DSAM teilzunehmen. Wahrscheinlich war es sogar mit 353 Teilnehmern das größte Turnier in meiner Laufbahn, was DSAM-technisch nur durch die über 500 Starter des Vorrundenturniers in Hamburg übertroffen wird. Eine Teilnahme an der DSAM, an welchem Standort auch immer, oder seien es gar mehrere, lohnt sich!
Informationen allgemein und speziell zum Turnier in Brühl sind auf der Turnierseite unter www.dsam-cup.de zu finden.