Br. | Rangnr. | SC Gerthe – Werne 1 | DWZ | – | Rangnr. | SV Erkenschwick 1 | DWZ | 0.5:3.5 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 1 | Quast, Marcel | 2207 | – | 2 | Jens, Jelmer | 2422 | ½:½ |
2 | 5 | Löffelbein, Klaus | 1886 | – | 5 | De Vreugt, Dennis | 2352 | 0:1 |
3 | 7 | Meise, Ulrich | 1758 | – | 6 | Jonkman, Harmen | 2367 | 0:1 |
4 | 8 | Al Zoubi, Ahmad | 1605 | – | 10 | Spriestersbach, Kai | 1936 | 0:1 |
Bericht von Marcel Quast
Da der SV Dinslaken abgesagt hatte, bekam eine Mannschaft für den Samstag ein Freilos. Dieses fiel auf uns und so mussten wir erst am Sonntag nach Erkenschwick reisen, um das Finale gegen den Gastgeber zu spielen, der am Vortag den TV Borken 4:0 abgefertigt hatte. Vor Ort freute sich Klaus besonders, der zum ersten Mal in seinem Leben gegen einen Großmeister spielen durfte. Aber auch an allen anderen Brettern waren wir der Außenseiter. Zuerst erwischte es Ahmad. In der Sizilianischen Verteidigung agierte er zu sorglos, wonach sein Gegner Druck aufbauen konnte und auch mittels eines Figurenopferangebots angriff. Ahmad nahm dieses nicht an, entschied sich allerdings kurze Zeit später selbst zu opfern. Dieses Opfer war jedoch nicht gerechtfertigt und so musste Ahmad wenig später die Waffen strecken. Uli, wie ich hinterher gesehen habe auch gegen einen Großmeister antretend, spielte die Eröffnung nicht ganz akkurat und sein Gegner erhielt mit den schwarzen Steinen gutes Spiel. Beim Übergang ins Endspiel bot Uli Remis an, was der Erkenschwicker aber ablehnte und dank seiner Zentrumsbauern gewann. In bereits hoffnungsloser Stellung übersah Uli zu allem Überfluss ein einzügiges Matt, welches die Partie abrupt beendete. Ich spielte gegen einen Internationalen Meister und von Beginn an wahrscheinlich so langsam wie noch in keiner meiner inzwischen über 1000 Turnierpartien, jedenfalls kann ich mich nicht an eine ähnliche Partie erinnern. Allerdings grübelte auch mein Gegenüber ähnlich lange, ich war sogar die meiste Zeit im Vorteil auf der Uhr. Nach drei Stunden waren wir noch unter 20 Zügen und wir beide hatten kurz vor der Zeitkontrolle für zwölf Züge noch knapp drei Minuten. Kurz darauf verflachte die Partie allerdings auch ein wenig und im 37. Zug bot mir mein Gegner Remis an, was ich trotz des Zwischenstands auch annahm. Zwar besiegelte dies unser Ausscheiden, aber Klaus stand zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr so gut und sein Gegner hatte bereits eine Remisofferte abgelehnt. Inhaltlich ist zu meiner Partie zu sagen, dass es viele interessante Varianten hätte geben können, die allerdings nur bei der nachträglichen Analyse aufs Brett kamen. Aber auch so war unsere Partie alles andere als langweilig und vermutlich hätte der Erkenschwicker im Mittelspiel stärker agieren und mich vor Probleme stellen können. So gelang es mir jedoch aktiv Gegenspiel zu erzeugen und zumindest am Brett die Waage zu halten. Ich vermute, dass die Engine meine Stellung zwischendurch recht kritisch bewerten würde. Nachdem mein Gegner zu unüberlegt einen Springer ins Zentrum zog und kurz darauf abtauschte, war nach ein paar Bauern- und dem Damentausch die große Spannung wie eingangs beschrieben heraus. Nach dem Resultat beim Open in Herne kann ich mit dieser Partie sehr zufrieden sein. Klaus versuchte seine vielleicht einmalige, aber in jedem Fall nicht so häufige Chance gegen einen Großmeister spielen zu können, zu nutzen und etwas Zählbares herauszuholen. Dies erschien anfangs auch gar nicht so abwegig, da er eine schöne aktive Stellung mit etwas Raumvorteil aufweisen konnte. Sein Gegner ließ sich jedoch davon nicht beirren und versuchte auf beiden Flügeln gegenzuhalten, am Königsflügel mit dem Vorpreschen seines h-Bauerns und am Damenflügel mit Spiel gegen den potentiell schwachen Bauern c4, den er zwischendurch durch Ausnutzen einer Fesselung auch hätte gewinnen können. Diese Chance ließ der Erkenschwicker allerdings liegen, doch Klaus verlor einige Zeit später dennoch einen Bauern. Er versuchte noch eine längere Zeit die Partie nicht zu verlieren, doch schlussendlich gelang ihm dies nicht, weil der Großmeister in der Verwertung seines Vorteils keine Schwächen offenbarte. Da ich selbst mit der Analyse meiner Partie beschäftigt war, kann ich mehr zu der Partie von Klaus nicht berichten.
Zwar haben wir gegen den Favoriten erwartungsgemäß hoch verloren, uns dabei aber teuer verkauft und waren nicht vollends chancenlos. Das Abenteuer 4er-Pokal haben wir in dieser Saison somit gegen starke Gegner ordentlich zu Ende gebracht und konnten wertvolle Erfahrungen sammeln mit der Krönung, dass Klaus gegen einen Großmeister ganz gut mithalten konnte bis am Ende die weitaus höhere Spielstärke doch den Unterschied machte.